► Games für Erwachsene mit sexuellen Inhalten gibt es schon fast so lange wie die ersten Videospiele. Allerdings war es immer schwierig, diese Art von Spielen zu vertreiben. Videospiele werden nämlich seit jeher an Kinder vermarktet, pornographische Inhalte dagegen an erwachsene Männer.

Diese traditionelle Aufteilung hat Konsolenhersteller wie Sony, Microsoft und Nintendo oder auch Online-Vertriebsplattformen wie Steam verständlicherweise dazu veranlasst, jegliche nicht jugendfreie Inhalte zu sperren. Hier findet man Videospiele—für Pornos ist hingegen kein Platz. Als Ergebnis dieser Aufteilung sind die wenigen Entwickler, die Porno-Spiele entwickeln, auf einer Vielzahl von relativ unbekannten Seiten und Servern verteilt, auf denen sie ihre Inhalte hosten und verkaufen können.

Nutaku, eine beliebte Internetseite für Anime-Porno-Spiele (Hentai), hofft nun, all diese Entwickler aus ihrem Schattendasein zu locken und ein neues Imperium für pornographische Videospiele zu erschaffen.

Anfang August ist Nutaku nun seinem Ziel auch einen großen Schritt näher gekommen: Das Unternehmen hat den Steam-ähnlichen Client Kimochi aufgekauft, bei dem man Porno-Spiele kaufen und spielen kann. Kimochi ging 2015 mit einem Team von acht Entwicklern online und ist sehr userfreundlich. Die Seite hat es aber in knapp einem Jahr weder geschafft, ausreichend viele Inhalte zur Verfügung zu stellen, noch genug Nutzer zu gewinnen, um sich von den vielen anderen kleinen Seiten mit ähnlichen Inhalten abzuheben. Nutaku hingegen beschäftigt 50 Mitarbeiter und verzeichnet monatlich Besucherzahlen in Höhe von 14 Millionen, hostet aber weiterhin größtenteils Browserspiele japanischer Entwickler, die es lizenziert und lokalisiert.



Nutaku plant nun, die Technologie von Kimochi in sein Sortiment zu integrieren, um auf diese Weise die erste Adresse für Porno-Games im Netz zu werden.

„Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir das Steam der Adult Games werden wollen“, sagte Nutaku bei der Verkündung der Nachricht. „Trotz des Erfolges des Vorjahrs kam uns dieses Ziel doch noch immer ziemlich weit entfernt vor. Doch mit den explodierenden Verkaufszahlen downloadbarer Games und der Übernahme eines professionellen neuen Clients sind diese Ziele nun zum Greifen nahe.“

Der Kommunikationsmanager von Nutaku, Robert Mann, sagte gegenüber Motherboard, dass die Reaktionen überwältigend waren und dass sich seit der Ankündigung vom 21. Juli bereits 200.000 neue Nutzer auf Kimochi registriert hätten.

„Momentan ist die Schwierigkeit noch, dass die meisten Entwickler die Spiele nicht auf legale Weise vertreiben können“, erklärte Mann im Skype-Gespräch mit Motherboard. „Manchmal werden sie noch fast wie die Spiele aus den 1990er Jahren gemacht, also als Freeware- und Shareware-Spiele, die dann über Spenden finanziert werden.“

Eine weitere beliebte Lösung für den Verkauf dieser Spiele ist Patreon, wo Nutzer den Entwicklern über eine Art monatliches Abo eine bestimmte Summe spenden können. Im vergangenen Jahr haben wir bereits über ein ähnliches Game-Projekt berichtet, den Yandere Simulator, der über Patreon finanziert wurde. Solange weiterhin regelmäßig Spenden einfließen, aktualisieren und verbessern die Entwickler das Spiel stetig.



Doch für Porno-Spiele ist auch Patreon nicht die optimale Lösung. Zwar erlaubt das Unternehmen seit kurzem Entwicklern nicht jugendfreier Inhalte, Geld für ihre Produkte zu verlangen, doch gleichzeitig versucht es weiterhin, die Existenz dieser Spiele zu verheimlichen. Beispielsweise werden Nutzer der Seite vergeblich nach dem Adult Game Malise and the Machine suchen. Stattdessen müssen sie entweder einen direkten Link oder die Google-Suche nutzen. Patreon streicht zwar einen Teil des Gewinns ein, für die entsprechenden Inhalte werben will es aber trotzdem nach wie vor nicht.

Nutakus Vorbild Steam ist mit 125 Millionen Accounts der mit Abstand größte Vertreiber von Computerspielen. Zwar gibt es auch auf Steam inhaltliche Beschränkungen, laut denen nicht jugendfreie Spiele verboten sind—gleichzeitig ist die Plattformaber so groß, dass die Entwickler der Spiele bereit sind, einen Kompromiss einzugehen: Sie zensieren ihre eigenen Games, damit sie nicht aus dem Store verbannt werden, und bieten dann auf einer anderen Seite einen Patch an, der die pornografischen Inhalte wiederherstellt–auch wenn es bisher noch keinen geeigneten Weg gibt, auf dem sie die Spieler über das Patch informieren könnten.

Nutaku erhofft sich, all diese Entwickler unter ein Dach zu bekommen, wo ihre Inhalte ohne solche Einschränkungen vertrieben werden können. Diese Vision dürfte der gesamten Porno-Spiele-Industrie zu Gute kommen. Mit dem Kimochi Client wird Nutaku seinen Entwicklern Hosting, ein optionales System zur digitalen Rechteverwaltung (DRM), die Zahlungsabwicklung sowie Werbung anbieten können. Nutaku beansprucht 30 Prozent der Gewinne für sich, die Entwickler bekommen 60 Prozent und 10 Prozent entfallen auf die erhöhten Kosten der Zahlungsabwicklung, die im Bereich der Erotik-Spiele üblich sind.

"We want it to become as popular here and there is no reason why it shouldn't be."
„Egal wo Leute sich darüber unterhalten: Jeder, der schon mal ‚Hentai‘ auf einer Seite wie beispielsweise Pornhub eingegeben hat, wird sehen, dass unsere Anzeigen überall sind“, so Mann. „Man wird unsere Werbeanzeigen überall dort sehen, wo Leute über Anime-, Porno- oder XXX-Spiele sprechen—potenzielle Zuschauer werden von uns sehr gezielt angesprochen.“

Um die Szene der Erotik-Spiele auch in der westlichen Hemisphäre auszubauen, hat Nutaku einen zwei Millionen US-Dollar schweren Investmentfonds eingerichtet, der in vielversprechende Projekte investieren wird. Bisher haben sich mehr als 50 Teams, die an Adult Games arbeiten, für die Förderung beworben.
„Wir wollen nicht nur den Markt ausbauen“, erklärte Mann. „Wir investieren in die erfolgsversprechendsten Projekte aus dem Westen. In Japan ist die Adult Games Industrie bereits sehr weit vorangeschritten. Es ist wahrscheinlich eine Milliardenindustrie. Wir wollen, dass sie hier genauso erfolgreich wird, und es spricht nichts dagegen, warum das nicht möglich sein sollte.“



Mann sagte Motherboard, dass er sich eine Zukunft erträumt, in der die westliche Games-Industrie Erotik-Spielen gegenüber nicht mehr so prüde eingestellt ist. Man nehme beispielsweise The Witcher 3, in dem Spieler eine Art Beziehung eingehen und schließlich sogar mit einem der Charaktere Sex haben können. Nutaku möchte Spielern das gleiche bieten, nur dass man das Ende der Geschichte inklusive expliziter Sexszenen sehen können soll, anstatt dass an der Stelle einfach ausgeblendet wird.

In einer idealen Welt, sagte er, würde jedes Spiel, das über Kimochi vertrieben wird, auch über Steam vertrieben werden. Das würde natürlich im Umkehrschluss bedeuten, dass Kimochi sein einziges Alleinstellungssmerkmal verlieren würde.

► Doch Mann macht sich da keine Sorgen.

„Wir haben das alles ins Rollen gebracht, weil jeder, der hier bei uns arbeitet, an unzensiertes Gaming glaubt“, sagte er. „Wir vermuten, dass ein umfassender Kurswechsel für GOG und Steam nicht drin ist. Und selbst wenn es eine Änderung der Spiele-Politik geben sollte, sind wir anderen Anbietern gegenüber immer noch weit voraus.“

Quelle: Motherboard.vice.com