Die illegale Streaming-Seite „Kinox.to“ ist schon seit Jahren im Visier der Justiz – und immer noch online. IT-Experten der Behörden können die Passwörter nicht „knacken“. Diese haben die Täter auf ihrer Flucht mitgenommen. Die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Dresden bleibt ihnen auf der Spur, so ein Sprecher.
IT-Spezialisten von Polizei und Staatsanwaltschaft sei es trotz intensiver Bemühungen bisher nicht gelungen, die Zugangscodes und Passwörter zur Seite „Kinox.to“ ausfindig zu machen. Das erklärte Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, auf Sputnik-Anfrage. „Wir haben bislang die Zugangscodes nicht knacken können“, sagte er. Die Strafverfolgungsbehörde in der sächsischen Landeshauptstadt leitet die Ermittlungen im Fall der illegalen Online-Plattform. Die ersten deutschlandweiten Razzien der Polizei gegen die Betreiber gab es bereits vor drei Jahren. Dennoch ist die Website, die das widerrechtliche Streaming von Filmen und TV-Serien anbietet, im Mai 2017 immer noch online. Sie ermöglicht den Nutzern, illegal TV- und Kinoproduktionen online zu sehen, wobei das Urheberrecht verletzt wird.
Der aktuelle Ermittlungsstand sieht laut Pressesprecher Klein so aus: Die Passwörter kann die Staatsanwaltschaft nur über die zwei Haupttatverdächtigen, die Brüder Kastriot und Kreshnik Selimi, finden. „Die Zugangscodes und Passwörter liegen offensichtlich ausschließlich bei den beiden flüchtigen Hauptbeschuldigten. Laut unseren Ermittlungen verfügen keine anderen Personen über diese Codes. Aus IT-Sicht ist zu sagen: Passwörter und Codes für die Streaming-Seite sind mit legalen Mitteln nicht zu knacken. IT-Experten, mit denen die Generalstaatsanwaltschaft zusammenarbeitet, sind natürlich beschränkt auf legale Mittel. Wir kommen daher nicht weiter, ohne dass wir die Codes von den beiden Beschuldigten erlangen.“ Wäre die Staatsanwaltschaft in der Lage, die illegale Website zu „knacken“, könne das Portal offline genommen und damit stillgelegt werden, so Klein. Damit hätten die Strafverfolgungsbehörden außerdem Zugriff auf die IP-Adressen der Nutzer des Streaming-Portals.
Die beiden Selimi-Brüder werden bereits seit 2014 als ehemalige Köpfe des Betreibernetzwerks von „Kinox.to“ durch einen internationalen Haftbefehl gesucht. Sie hatten damals Deutschland fluchtartig verlassen und sind untergetaucht. Deutsche Behörden und Europol fahnden nach dem Duo. Eine aktuelle Spur gebe es zwar nicht, aber die Staatsanwaltschaft ermittle in alle Richtungen, erklärte der Dresdner Oberstaatsanwalt: „Wir sind nach wie vor auf der Suche nach den beiden Hauptbeschuldigten, die Fahndung läuft weltweit. Wir haben bislang keine heiße Spur. Aber als Strafverfolger muss man einen langen Atem haben. Wir sind zuversichtlich, dass wir die zwei Personen irgendwann festnehmen können.“
Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft äußerte sich auch zu anderen illegalen Streaming-Plattformen wie „movie4k.to“ oder „shared.sx“. „Wir gehen nach derzeitigem Erkenntnisstand davon aus, dass die beiden Selimi-Brüder auch für diese illegalen Portale verantwortlich sind. Es wird auch hier ermittelt.“ Käme die Justiz an das Brüderpaar heran, hätte sie Zugriff auf die Passwörter, um auch diese Internet-Portale offline zu nehmen. „Das Streaming ist und bleibt nicht zulässig. Wir als Generalstaatsanwaltschaft Dresden haben uns auf den Kampf gegen die Hinterleute dieser Streaming-Portale fokussiert. Wir sind mit unseren Bemühungen dran, die Drahtzieher aus dem Verkehr zu ziehen.“
Alexander Boos