Mit internationalen Durchsuchungen und Verhaftungen wurde gegen die mutmaßlichen Betreiber von Usenet-Boards vorgegangen. Sie sollen mit Abos für den Zugang zu illegalen Kopien von Filmen und Spielen Millionen Euro verdient haben. Zahlende Nutzer könnten Probleme bekommen.
Deutsche Ermittlungsbehörden sind mit Razzien und Verhaftungen gegen Boards im Usenet vorgegangen. Das gab die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main am 10. November 2017 bekannt. Die Ermittlungen richteten sich gegen die Betreiber von Boards, auf denen Verlinkungen und Verschlüsselungen für illegal im Usenet herunterzuladende Dateien wie Filme, Serien und Musik ausgetauscht wurden.
Laut Information von Usenet1.de fanden Razzien gegen deutsche Foren und einen Usenet-Anbieter statt. Dabei wurden die Seiten town.ag, usenetrevolution, nfo-underground.xxx und usenet-town.com sowie die Usenet-Provider speeduse.net und ssl-news.info stillgelegt. Weitere Boards seien freiwillig offline gegangen, darunter Ghost of Usenet, Usenet Space Cowboys, Wolfsteamers oder Lords of Usenet.
Computer und Datenträger sichergestellt
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) sowie Generalstaatsanwaltschaften und Staatsanwaltschaften anderer Bundesländer haben vom 8. bis 9. November 2017 wegen Verdachts der gewerbsmäßigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke die Wohnungen von 42 Verdächtigen in 13 Bundesländern durchsucht und zahlreiche Computer und Datenträger sichergestellt.
Die Beschuldigten im Alter von 23 bis 72 Jahren sollen usenetrevolution.info betrieben und organisiert haben. Das Downloadportal hatte rund 27.000 Mitglieder. Der Hauptbeschuldigte soll als Administrator für den technischen Betrieb verantwortlich gewesen sein. Die weiteren Beschuldigten aus Hessen seien als Moderatoren oder Uploader aktiv gewesen.
Laut Angaben des Kölner Medienanwalts Christian Solmecke wurden in sechs Ländern (Deutschland, Niederlande, Frankreich, Kanada, Schweiz und San Marino) Geschäftsräume und Rechenzentren durchsucht und zwei Deutsche verhaftet.
Die Nutzer hatten demnach zuletzt Zugriff auf rund 1,2 Millionen Titel. "Die Ermittler haben große Mengen an Daten von den Boardservern gesichert. Die Usenet-Server selbst sind bis dato wohl noch nicht betroffen", sagte Solmecke.
Usenet-Boards: Abogebühr kassiert
Das Gerücht, dass durch ein kostenpflichtiges Abo die Illegalität für zahlende Nutzer nicht erkennbar sei, sei falsch. Wenn die Nutzer auf einem Board eine regelmäßige Abogebühr für die Nutzung entrichten mussten, könnte ihnen laut Solmecke unter Umständen sogar eine Beihilfe zu Urheberrechtsverletzungen angelastet werden, da sie die Plattform und ihre Aktivitäten finanziell gefördert hätten. Die Plattformbetreiber verdienten so Millionen Euro.
Die Nutzer der Plattformen dürften meistens keine rechtlichen Konsequenzen fürchten müssen. Anders als bei Streamingplattformen wie kino.to griffen die Nutzer hier nicht über den Server der Boards selbst auf die Dateien zu und riefen diese direkt darauf ab, sondern über die allgemeinen Usenet-Rechenzentren. Dies führe dazu, dass die Ermittlungsbehörden wahrscheinlich keine konkreten Rechtsverletzungen der Nutzer belegen könnten. Gegen die Usenet-Rechenzentren richten sich die ersten Ermittlungen nicht. Dies wäre die einzige Möglichkeit, die IP-Adressen der Nutzer von Downloads zu erlangen.
Die Informationen hat Solmecke von einem Admin der Seiten Brothers of Usenet und Space Cowboys. Diese waren zwar nicht direkt von den Ermittlungen betroffen, wurden jedoch von den Betreibern vorsichtshalber vom Netz genommen. Zudem seien die Serverdaten und Festplatten vernichtet worden, um den Nutzern dieser Plattform auch zukünftig Anonymität zu gewährleisten.
Nachtrag vom 10. November 2017, 15:46 Uhr
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) habe diesen, so wörtlich, "Zusammenbruch der deutschsprachigen Usenet-Portalseitenszene" durch umfangreiche Vorermittlungen und Stellung von Strafanträgen initiiert und die Verfahren intensiv unterstützt. Die Angebote wurden nach GVU-Analysen zuletzt mehrere Millionen Mal pro Monat besucht. Mehrere bekannte Filehoster-Portalseiten hätten wegen des Verfolgungsdrucks ihr Download-Angebot ins Usenet ausgelagert.
Durch Verschlüsselung stellten die Verantwortlichen sicher, dass die über ihre Seite erreichbaren Inhalte nicht von anderen Usenet-Besuchern nutzbar sind. Kostenpflichtige und prominent beworbene Usenet-Provider hätten eine Haupteinnahmequelle gebildet.
QuelleSpoiler ausklappen