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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Kommissionsbericht:] Merkel und Länderchefs unterstützen Kampf gegen Adblocker



RedDevil
18.06.2016, 12:03
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Die juristischen Verfahren dauern Medien und Werbewirtschaft zu lange. Nun soll die Politik ein Verbot von Adblockern in die Wege leiten. Dabei gibt es Unterstützung von ganz oben.

Medien und Werbewirtschaft setzen in ihrem Kampf gegen Adblocker auf die Unterstützung der Politik. In ihrem am Freitag vorgestellten Abschlussbericht befasst sich die Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz in einem eigenen Kapitel mit der Frage, wie sich Medien gegen den zunehmenden Einsatz von Werbeblockern schützen können. Demnach soll eine "zeitnahe Prüfung durch Bund und Länder klären, ob im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen und damit verbundenen medienpolitischen Risiken gegebenenfalls eine gesetzliche Flankierung geboten ist", heißt es in dem 39-seitigen Bericht (https://www.rlp.de/fileadmin/rlp-stk/pdf-Dateien/Medienpolitik/2016-06-01_-01-_Bericht_BLKM_pol_Steuerungsgruppe_FINAL_bf.pdf). Offenbar haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder in die Debatte eingemischt.

Die Kommission hatte im vergangenen Dezember einen Zwischenbericht (https://www.rlp.de/fileadmin/rlp-stk/pdf-Dateien/Medienpolitik/Zwischenbericht_Bund-Laender-Kommission_zur_Medienkonvergenz_Dezember_2015.pdf) vorgelegt, in dem das Thema noch gar nicht enthalten war. Doch dann schaltete sich die Politik offenbar von ganz oben ein. "Ergänzend wurde die Kommission in der Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zum ersten Zwischenbericht der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz am 3. Dezember 2015 darum gebeten, auch die Themen Mediaagenturen und Ad-Blocker zu behandeln", heißt es in dem Abschlussbericht. Am 8. März 2016 gab es demnach einen Workshop, in dem Medien und Werbewirtschaft ihre Klagen gegen Adblocker loswerden konnten. Adblocker-Anbieter wie die Kölner Eyeo GmbH waren nicht dabei.

► Axel Springer verliert vor OLG Stuttgart
Die Medien argumentierten damit, dass durch die Adblocker ihr journalistisches Angebot "faktisch entbündelt" werde. Es bestehe ihrer Ansicht nach "kein Anspruch auf unentgeltliche Information, weshalb entweder für ein Medienprodukt gezahlt oder die Werbung geduldet werden müsse". Die Medien wiederholen damit eine Argumentation, mit der sie vor Gericht bislang regelmäßig gescheitert sind. Zuletzt am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) in Stuttgart. Dort zogen die Anwälte des Axel-Springer-Verlages ihre Berufung gegen ein Urteil des Landgerichts Stuttgart dem OLG zufolge zurück, "nachdem der 2. Zivilsenat nach eingehender Erörterung der Sach- und Rechtslage mit den Parteien zu erkennen gegeben hatte, dass er das Urteil des Landgerichts für zutreffend erachte".

► Bezahlangebote und Wettrüsten keine Alternative
Auf dem Workshop ließen die Medien aber nicht durchblicken, dass sie vor Gericht vermutlich kein Adblocker-Verbot erzwingen können, sondern sagten: "Das Abwarten höchstrichterlicher Rechtsprechung zu den insbesondere lauterkeitsrechtlichen Rechtsfragen, die von verschiedenen Gerichten bisher unterschiedlich beurteilt worden seien, wurde von ihnen als nicht zumutbar betrachtet." Zudem hielten sie die bisherige Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH), die Werbeblocker im Fernsehen für zulässig ansehe, als nicht übertragbar. "Das Umstellen auf Bezahlangebote oder ein technisches Wettrüsten sei für sie ebenfalls keine tragfähige Alternative", heißt es weiter.

Dabei scheinen sich die als "Stakeholder" bezeichneten Interessenvertreter selbst zu widersprechen. Obwohl die Adblocker bereits jetzt als "rechtswidrig" angesehen werden, gibt es ihrer Meinung nach einen "rechts- und medienpolitischen Bedarf für ein gesetzliches Verbot von Ad-Blockern". Ihr Vorschlag: "Eine mögliche Regelungsoption könnte ein Integritätsschutz für journalistisch-redaktionelle digitale Produkte vergleichbar dem Gedanken des Signalschutzes im Rundfunkrecht sein." Dieser Signalschutz bedeutet, dass das Rundfunksignal auf dem Weg vom Sender zum Empfänger nicht von Dritten manipuliert werden darf.

► Geoblocking für Adblocker?
Die entsprechende Arbeitsgruppe der Kommission schloss sich der Kritik offensichtlich an. Sie sieht das Geschäftsmodell von Adblockern "als rechtlich und mit Blick auf die Refinanzierung journalistisch-redaktioneller Angebote auch medienpolitisch als problematisch an". Die Arbeitsgruppe hält daher "die Prüfung gesetzlicher Regelungen für erforderlich".

Wie ein solches Verbot von Adblockern aussehen könnte, ist jedoch unklar. Schließlich dürfte es auch in Zukunft den Nutzern möglich sein, entsprechende Browser-Plugins zu installieren. Gibt es daher für deutsche Nutzer künftig ein Geoblocking für Browserdownloads oder Addons? Da die Klagen der Medien wie Axel Springer offenbar schon in der Regierungsspitze angekommen sind, ist das nicht ausgeschlossen. Gut möglich aber auch, dass die Prüfung keine Verbotsmöglichkeit für Adblocker ergibt. Eine weitere juristische Klarstellung erfolgt zumindest in der kommenden Woche. Dann verkündet das OLG Köln sein Urteil im Streit zwischen Springer und Eyeo.

Quelle: Golem.de (http://www.golem.de/news/kommissionsbericht-merkel-und-laenderchefs-unterstuetzen-kampf-gegen-adblocker-1606-121599.html)

darkness
18.06.2016, 14:29
Meine paar Gedanken dazu.

Einmischung von der Politik

Das zeigt doch das Lobby Arbeit funktioniert.

Adblocker per Gesetz verbieten

Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht umsetzbar. Dann gibt es halt Adblocker die nicht direkt mit einer Firma (aus der EU) in Verbindung stehen. Ein solches Gesetz wäre so sinnvoll wie die Idee ein "Recht auf vergessen im Internet" einzuführen.

Keine Überschrift, Baby!

Erstmal verdienen Springer & CO ja doch was. Auch mit Adblock Usern. Schon was von der IG Wort gehört? Viele User sind doch sowieso blind für Werbung. Was bringt mir das also wenn dieser User Werbung sieht, ihm die aber total am Arsch vorbei geht? Ich kann dann zwar sagen ich hab 1 Mio User, 1 Mio sehen die Werbung aber nur 10% interessiert sie. Das Werbe Biz ist doch ne riesen Verarsche.

Will darauf hinaus das es nichts bringt die User zu zwingen Werbung zu sehen. Naja doch für Springer und Co. schon es bringt Geld. Aber es ist doch im Endeffekt nur Schein.

RedDevil
18.06.2016, 14:39
Es geht doch eigentlich nur darum das sich Konzerne wie Springer un Co sich die Taschen noch voller mit Geld stopfen können ! Und der Staat verdient ja auch reichlich mit. Darum kommt nun Merkel und Länderchefs mit solch ein Blödsinn. Den man niemals Umsetzten kann

Cannonau
19.06.2016, 14:12
Ich überlege gerade, warum ich noch nie das Bedürfnis hatte, auf der Box die "Werbung" auszublenden. Das fiel mir vor diesem Beitrag noch nie so richtig auf, aber es ist ganz einfach: die Banner hier stören das Seitendesign nicht, es blinkt nichts und es poppt nichts hoch ... das ist wohl der wichtigste Grund.

Bei einem bewußten Blick auf die Banner sehe ich, daß sie größtenteils interessante Werbung enthält, Seiten, die ich vielleicht doch irgendwann (noch einmal) besuchen möchte, aber nicht in den Bookmarks habe ...

Soll heißen: würde die Industrie lernen, daß sie mit ihren teils hoch intrusiven Werbemethoden diesen Adblock-Zirkus erst provoziert hat, müßten wir jetzt nicht diese Berichte über dämliche Luftprozesse lesen.

Nochmal aus anderer Perspektive angedacht: sieht man den Webdesigner auch als Künstler, so gibt er mit dem Raum für Werbung doch auch Gestaltungshoheit für einen Teil seiner Seite ab - mir würde es absolut stinken, wenn ich Stunden und Tage an einem Design gefeilt hätte und irgendein Werbepartner macht es mit einem Blinkibunti-Kasten voller Konsumlenkungspropaganda kaputt. Das kann's doch echt nicht sein.

Ihr könnt gerne versuchen, mich auf Eure Produkte aufmerksam zu machen, aber geht mir nicht auf den Sack zur Hölle nochma! Wenn bei mir alle drei Tage derselbe Vertreter klingelt, zünde ich ihm auch irgendwann die Schuhe an - seid mal froh, daß es im Web nur beim Adblocker bleibt! ;-)

Cannonau

Unlimiter
19.06.2016, 16:02
Ich bin absolut damit einverstanden den Adblocker zu verbieten, dann will ich aber gleichermaßen umfangreiches Gesetz, dass alle Punkte beinhaltet die Werbung erträglich und auf eine gewisse Stückzahl begrenzt macht.

z.B.:

Maximal 4 Werbebereiche im Layout die folgende Größen haben dürfen (.. .. .. .. )
Kein Blinken
Kein Pop-Up/Under
Strikte Überprüfung des Verteilers für legale und nichtpornographische Projekte, sodass kein jugendgefährdender/gesundheitsgefährdender Content angezeigt wird
Strikte Überprüfung und Eingrenzung von Daten die an 3te übertragen werden.
usw.


Wenn das geboten werden kann, dann benötige ich auch den Addblocker nicht mehr. Dann benötige ich nur noch einen Script & Imageblocker (oh wait.. ).

// Man könnte auch einen Kompromiss finden

Auf zertifizierten Seiten funktioniert der Adblocker nicht (weil sie einwandfrei sind und es wirklich kein Übel darstellt), aber das wäre ja zu viel Aufwand für die Leute. Die tatsächliche Umsetzung ignorieren wir mal an dieser Stelle - sondern gehen rein auf die Ausarbeitung solch einer Idee ein.