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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Darknet-James-Bond mit Schießkugelschreiber und Handgranate verhaftet



RedDevil
12.08.2016, 13:00
https://www.szenebox.org/images/_imported/2016/07/157.jpg ► Allmählich reift auch in Deutschland die kollektive Erkenntnis heran, dass das Darknet kein siebter Himmel für Waffenfreaks und Terroristen ist, sondern es im Gegenteil sehr kompliziert sein kann, an eine scharfe Waffe heranzukommen.

Gleichwohl ist das Darknet immer wieder für eine Überraschung gut. So ist die Unübersichtlichkeit der zahlreichen Hidden-Service-Schwarzmärkte nicht nur für manche gestandene ARD-Journalisten eine unüberwindbare Herausforderung, auch die Polizei muss immer wieder feststellen, wie groß die Warenvielfalt der Deepweb-Märktplätze mittlerweile ist.

Zwischen November 2015 und April diesen Jahres soll sich ein Mann aus dem rheinland-pfälzischen Kleinstadt Idar-Oberstein im Darknet einen schießenden Kugelschreiber und eine Handgranate besorgt haben. Die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wirft dem Mann außerdem vor, zwei halbautomatische Feuerwaffen erworben zu haben, eine Bernadelli aus italienischer Produktion und eine Česká 27 aus tschechischer Produktion, wie die Sprecherin des Amtsgerichts Bad Kreuznach, Brigitte Hill, gegenüber Motherboard bestätigte. Der 25-Jährige soll unter den recht gewöhnlichen User-Namen „Ghost“, „Producer“ und „Hunter“ unterwegs gewesen sein und seine Waffenkäufe auf dem Darknet-Schwarzmarkt AlphaBay getätigt haben.

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Anzeigenbild für eine "Pen Gun" auf einer Darknet-Plattform

Den Schießkugelschreiber wollte sich „Hunter“ samt Munition an eine Packstation ins rheinländische Bad Kreuznach liefern lassen, an den Ort, wo jetzt sein Fall vor einem Schöffengericht verhandelt wird.

Zur Auslieferung der Waffe—die zwar wie das Equipment aus einem James-Bond-Film anmutet, aber tatsächlich nicht nur ein Film-Gadget ist, sondern tödlich sein (http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-unna-kamen-bergkamen-holzwickede-und-boenen/polizei-warnt-vor-schiess-kugelschreibern-id79528.html) kann—kam es jedoch erst gar nicht, da das BKA ihm bereits auf den Fersen war. Die Beamten konnten das Paket im Rahmen des Ermittlungsverfahrens sicherstellen, ebenso wie die Handgranate, so die Sprecherin gegenüber Motherboard.

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Laut Hill wäre der Sprengkörper jedoch scharf gewesen, wenn nicht die Polizei dazwischen gekommen wäre und sie entsprechend präpariert hätte. Um den Täter in flagranti zu erwischen, wurde die Granate in entschärftem Zustand weiter an „Hunter“ verschickt. Als dieser die Granate von der (zu diesem Zeitpunkt bereits observierten) Packstation in Bad Kreuznach abholen wollte, griff die Polizei zu.

Bei einer anschließenden Razzia in seiner Wohnung fanden die Ermittler weitere Beweise. „Hunter“ hat mittlerweile gestanden, laut einem Medienbericht (http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Schiessenden-Kugelschreiber-und-Handgranate-im-Darknet-bestellt-Anklage-gegen-25-Jaehrigen-aus-Idar-Oberstein;art806,4500340) decken sich die Ermittlungsergebnisse mehrheitlich mit seinen Aussagen.

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Ein Angebot einer “Pen Gun” auf AlphaBay des Vendors erwox vom April 2015

Schießstifte verschießen ihre Projektile nur auf vergleichsweise kurze Distanz, und gelten zudem als nicht sonderlich präzise. Trotzdem tauchen sie immer wieder in skurillen Zusammenhängen auf: Etwa bei nordkoreanischen Killeragenten, Rockern, Drogendealern (http://edition.cnn.com/2012/11/25/world/asia/north-korea-assassination-weapons/index.html?iref=allsearch), mutmaßlichen NSU-Gehilfen und natürlich in James-Bond-Filmen. Im Darknet finden sich auch auf großen Handelsplattformen wie AlphaBay weniger als ein Dutzend Angebote innerhalb eines Jahres. Gehandelt werden sie dort für rund 147 Euro das Stück.

Auch die Geschichte der tödlichen Schreibwerkzeuge ist nicht minder kurios: Schießkugelschreiber poppen zunächst in größerer Anzahl in den USA der 50er Jahre auf. Vor allem bei New Yorker Gangs wie den Imperial Hoods waren diese selbst gebastelten Schießinstrumente beliebt. Sie spielten zwischenzeitlich sogar so häufig in dortigen Bandenkriegen eine Rolle, dass damalige Ermittler vom so genannten “zip gun evil” (https://www.documentcloud.org/documents/673240-zipgun1.html) sprachen und Polizeikonferenzen organisieren, um etwas gegen die steigende Mordrate durch Schießkulis zu tun.

Die Verhandlung gegen den Möchtegern-Bond aus Idar-Oberstein findet nächsten Mittwoch vor dem Schöffengericht Bad Kreuznach statt.

Quelle: Motherboard.vice.com (http://motherboard.vice.com/de/read/darknet-james-bond-mit-schiekugelschreiber-und-handgranate-verhaftet)

DNBLOVER
12.08.2016, 13:08
Mich würde interessieren wie sie ihm auf die Schliche kamen. Und vor allem wie viel er dafür bekommt oder bekommen hat.
Aber schockierend das man so etwas zu einem Spottpreis von ~ 150 Euro bekommen kann.

sikilaci
13.08.2016, 01:11
solche Schies-Stifte kenne ich doch vom Schlachten.

Ist das nicht genau das Selbe?

--RedBull--
13.08.2016, 07:36
solche Schies-Stifte kenne ich doch vom Schlachten.

Ist das nicht genau das Selbe?

nein dort werden Bolzenschussgeräte benutzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlachtschussapparat

fuckedup
13.08.2016, 12:27
150 für ne Schusswaffe ist echt spottbillig, auch wenns nur auf kurze Distanz wirksam ist...