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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : US-EU-Freihandelsabkommen: SPD-Chef Gabriel gibt TTIP auf



RedDevil
30.08.2016, 10:43
https://www.szenebox.org/images/_imported/2016/08/199.jpg ► Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht das geplante Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA als faktisch gescheitert. Die US-Handelskammer weist dies zurück. Auch Ceta, das Abkommen mit Kanada, bleibt umkämpft.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich weitervom umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP distanziert. Nachdem der Bundeswirtschaftsminister bei dem geplanten Vertrag zwischen der EU und den USA schon im Frühjahr bremste, erklärte er das Vorhaben nun im ZDF-Sommerinterview (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2822508/ZDF-Sommerinterview-mit-Sigmar-Gabriel#/beitrag/video/2822508/ZDF-Sommerinterview-mit-Sigmar-%20Gabriel) für "de facto gescheitert".

Gabriels Eindruck nach 14 Verhandlungsrunden: "Da bewegt sich nix." Zu keinem der 27 anvisierten Kapitel stehe bislang ein gemeinsamer Text. Es sei klar, dass "wir uns den amerikanischen Forderungen natürlich als Europäer nicht unterwerfen dürfen".

► Spielball unterschiedlicher Interessensgruppen
Bernhard Mattes, Präsident der American Chamber of Commerce in Deutschland, plädierte dagegen dafür, die Gespräche "mit der notwendigen Ruhe und Sachlichkeit" weiter zu führen. Viel zu lange sei TTIP schon "Spielball unterschiedlicher Interessensgruppen", monierte (http://www.amcham.de/press-room/press-detail/news/amcham-germany-zum-aktuellen-verlauf-der-ttip-verhandlungen/) der deutsche Ford-Chef.

Der enorme öffentliche Druck und die Diskussion hätten "die gesamten Verhandlungen bis heute verzerrt dargestellt", anstatt die "enormen Vorteile" für die Bürger und Unternehmen in der EU und den USA zu betonen, meinte Mattes. Ein komplexes Werk dieser Größenordnung brauche Zeit. Eine "starke Bundesregierung" sei trotz Wahlkampf gefordert, TTIP zum Erfolg zu führen. Sprecher von CDU/CSU und FDP kritisierten die Haltung Gabriels ebenfalls scharf.

► Vorbild-Vertrag
In der SPD selbst geht das Gezerre um das bereits ausgehandelte TTIP-Vorbild Ceta weiter. Gabriel hält an der Übereinkunft zwischen der EU und Kanada fest, während Parteilinke sie ablehnen und es an der Basis rumort. Prinzipiell sei es wichtig, dass Deutschland sich für Freihandel einsetze, "weil wir eine exportorientierte Nation sind", meinte der SPD-Chef. Von Ceta profitierten vor allem kleinere hiesige Firmen. Der große Unterschied zu TTIP sei, dass die Investorenschiedsgerichtsbarkeit besser geregelt sei.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller kann sich dagegen ohne "dramatische" Verbesserungen auch bei Ceta nicht vorstellen, "dass wir das aus Berlin unterstützen können", unterstrich Müller gegenüber der "Berliner Morgenpost". In der Hauptstadt setze die Politik darauf, die "öffentliche Daseinsvorsorge" zu stärken und Bereiche wie die Energieversorgung, den Wohnungsbau und das Gesundheitswesen zu rekommunalisieren. Dies stehe im Konflikt mit Ceta. Länderparlamente wie das Berliner könnten die Übereinkunft im Einklang mit der Linie der EU-Kommission noch zu Fall bringen.

Einen Tag nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus in der Hauptstadt will die SPD ihre Position zu den umstrittenen transatlantischen Abkommen am 19. September bei einem Parteikonvent festzurren. Für den 17. September hat ein breites Bündnis zu neuen Demonstrationen gegen Freihandel und Globalisierungaufgerufen.

► Der Ball rollt noch
Anders als Gabriel sieht die EU-Kommission durchaus noch eine Chance für das transatlantische Handelsabkommen. "Wenn die Bedingungen stimmen, ist die Kommission bereit, dieses Abkommen bis Ende des Jahres unter Dach und Fach zu bringen", sagte Kommissionssprecher Margaritis Schinas. "Der Ball rollt noch", fügte er hinzu.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Chefin von Gabriel in seiner Rolle als Wirtschaftsminister, ließ in Berlin erklären: "Es ist richtig, weiter zu verhandeln." Regierungssprecher Steffen Seibert sagte weiter, Merkel sehe es als ihre Aufgabe, abzuwarten, was die EU in den Verhandlungen mit den USA erreichen könne. Schon oft sei das Entscheidende erst in der letzten Runde von Gesprächen passiert. Er räumte aber ein, dass die Positionen der Verhandlungspartner "in wichtigen Fragen durchaus voneinander abweichen"

Quelle: Heise.de (http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-EU-Freihandelsabkommen-SPD-Chef-Gabriel-gibt-TTIP-auf-3307181.html)

steppenwolf
02.09.2016, 12:58
Da macht doch Merkel nie mit. Die kuscht doch vor der Wirtschaft und den Amis. :

Alle schelten Gabriel wegen TTIP
Merkel: Äußerungen sind "ungewöhnlich"
Nach Frankreich spricht sich auch Österreich für den Abbruch der TTIP-Verhandlungen mit den USA aus. Als dies Wirtschaftsminister Gabriel für Deutschland fordert, bricht ein Sturm der Entrüstung los - hauptsächlich in der Union.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Äußerungen von SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Aus des EU-Freihandelsabkommens mit den USA kritisiert. "Ich glaube, dass ein solches Abkommen für uns Arbeitsplatzchancen bietet und wir brauchen in Europa dringend Arbeitsplätze", sagte Merkel dem NDR. "Dass mitten in den Verhandlungen, die jetzt zwar in ihre Endphase eintreten, aber jetzt schon gesagt wird, man glaubt nicht mehr, dass sie Erfolg haben, ist zumindest ungewöhnlich", fügte sie hinzu.
Wirtschaftsminister Gabriel hatte am Sonntag gesagt: "Die Verhandlungen mit den USA sind de facto gescheitert." Zuständig für die Verhandlungen mit der Regierung in Washington ist allerdings die EU-Kommission und nicht die Bundesregierung.
Die Kanzlerin betonte, wie wichtig ihr das TTIP-Abkommen auch aus strategischen Gründen sei: "Wir haben ein Interesse daran, nicht zurückzufallen hinter andere Regionen der Welt, zum Beispiel die asiatischen Regionen, die mit den Vereinigten Staaten ein solches Abkommen abgeschlossen haben", sagte sie.
Scharfe Kritik an Gabriel kam auch vom Parlamentarischen Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer und vom CSU-Parlamentarier Max Straubinger. Beide warfen Gabriel vor, deutschen Interessen mit seiner Position zu schaden. Grosse-Brömer bezeichnete den Widerstand indirekt als antiamerikanisch. Im vergangenen Jahr habe die EU ein Freihandelsabkommen mit Südkorea geschlossen, ohne dass sich irgendjemand aufgeregt habe. Nun sei dies offenbar anders, weil es um die USA gehe.
Auch Paris und Wien skeptischSPD-Vize Ralf Stegner unterstützte dagegen Gabriels Haltung, dass das TTIP-Abkommen nicht mehr in der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama ausgehandelt werden könne, die im Januar 2017 endet. In den bisherigen Verhandlungen darüber "tut sich gar nichts", sagte Stegner dem Deutschlandfunk. Den Amerikanern warf er vor, wichtige EU-Interessen einfach abzublocken: "Sie sind nicht willens, darauf einzugehen."
Von einem Abbruch der Verhandlungen wollte er aber anders als die sozialistische Regierung in Paris nicht sprechen. "Von Abblasen redet ja niemand." Derzeit seien die Chancen für TTIP gering. Er erklärte aber auch: "Man wird schon weiter verhandeln, davon gehe ich aus." Ähnlich sieht das Regierung in Wien. Der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach sich für einen Neustart der Gespräche nach der US-Wahl aus. "Wenn die Emotionen in einer derartigen Weise vorherrschen, ist eine sachliche Abwägung nicht mehr möglich."
Quelle: n-tv.de

Quelle (http://www.n-tv.de/politik/Merkel-Aeusserungen-sind-ungewoehnlich-article18547146.html)